Admonter Krippenwerkstatt
Der Krippenbau schaut bald auf eine 800 jährige Geschichte zurück. Damals als Franz von Assisi 1223 zu Weihnachten einen Stall mit Wiege, Ochs und Esel von einem Mann namens Johannes in Greccio aufstellen ließ, begann die Geschichte1 . Die Intention die der Hl. Franziskus damals hatte, ist die gleiche, die die Krippenbauer heute haben. Die Geburt Jesu begreifbar, erlebbar machen. Die Menschen sollten sehen in welcher Armut Jesus – Gottes Sohn, in die Welt geboren war.
Als Krippenbauer von heute versuche ich das Geschehene von damals ins Heute hinein zu übersetzen. Daher finden wir unterschiedlichste Darstellungen der Szenen um die Geburt Jesu. So werden in einem historisierenden Stil orientalische Krippen gebaut, die keinesfalls eine historische Wahrheit sein wollen. Sehr beliebt sind in diesem Stil zwei Darstellungen, Jesus wird in einer Höhle oder in einer Ruine geboren. Der tiefere Sinn in diesen Darstellungen will uns zeigen, dass Jesus aus einem religiös verfallenen Heidentum als neuer Tempel/Burg aufsteigt. Die Höhlendarstellung soll zeigen, dass Jesus als neuer Adam aus der Erde – aus uns Menschen geboren wurde. Am beliebtesten sind allerdings Krippen, die die heimische Landschaft darstellen, also die Geburt in unsere Welt hinein holen. In diesem Zusammenhang sind die Tiroler Krippenställe wohl die bekanntesten. Vom Baustil der Tiroler Bauerhöfe ausgehend, sind diese Varianten sehr beliebt, vielleicht erinnern uns diese Ställe auch an einen Urlaub oder sie geben uns das Gefühl des urigen ursprünglichen Lebens. Da Tirol aber für viele Menschen weit weg ist, möchte ich mich nicht ausschließlich auf diese Art der heimatlichen Krippe festlegen. Mit meinen Krippen möchte ich ein Stück Inkulturation in unsere Welt holen. Jesu Geburt wird aus einem fernen Land und fernen Zeit in unsere hinein geholt.
Damit folgt die Admonter Krippenwerkstatt einer langen Tradition. Die Volksfrömmigkeit im Gesäuse und seiner Umgebung war schon lange sehr kreativ. So sind vom Bergbau und von der Holzverarbeitung so genannte Kastenkrippen entstanden. Verbreitet ist diese Art des Krippenbaus in der Eisenwurzen. Die Bergarbeiter und Holzknechte haben Materialien aus ihrer Arbeitswelt in Krippen verbaut. Oft sind Bergwerke oder Bergbauernhöfe entstanden mit Glimmer und Eisenblüten. Immer sollte Jesus auch im täglichen schweren Leben geboren werden. Damit die Krippen nicht jedes Jahr neu gebaut werden mussten, wurde ein Kasten um die Krippendarstellung gebaut, so war sie auch gleichzeitig gegen Staub geschützt.
Auch in Admont gibt es eine Kastenkrippe, die berühmte Josef-Stammel-Krippe in der Stiftskirche. Leider ist sie nicht mehr in ihrem Original Kasten zu sehen, da durch den Stiftsbrand 1865 dieser beschädigt wurde. Wie durch ein Wunder blieben die barocken Figuren erhalten. Mit dem Neubau der Stiftskirche wurde auch ein Altar, der Barbara- Altar, über der Äbtegruft errichtet. In diesem neugotischen Altar fand die Krippe schließlich eine neue Unterkunft. Die Krippe zeigt den weihnachtlichen Festkreis in drei Szenen. Von der Verkündigung der Geburt Jesu an die Hirten durch den Engel, über das Fest der Epiphanie bis hin zur Beschneidung des Herrn. Diese Krippe stellt zweifellos eine der schönsten barocken Krippen des Alpenraumes dar. Die tiefe Frömmigkeit des Josef Stammel ließ dieses Kunstwerk entstehen. Viele kleine Hinweise und figuralen Andeutungen lassen den Betrachter immer wieder staunen.
Ich selbst baue seit 1980 Krippen. In meiner Kindheit hat mich eine 6 m² große Krippe im Nachbarort fasziniert. Von da an wollte ich auch Krippenbauen. Zuerst wurde unsere Hauskrippe erweitert, schließlich baute ich eine neue, in ein Fachwerkhaus hinein, wie es in meiner Heimat (Siegen, Westfalen) üblich ist. Im Laufe der Jahre baute ich verschiedenste Krippen. Die Fertigkeiten verbesserten sich immer mehr, dass die heutigen Krippen sehr ausgereifte Kunstwerke sind, die über die übliche Handwerkskunst hinausgehen. Seit 10 Jahren lebe ich nun in Admont. Dies hat sich natürlich auch auf die Krippenbauweise niedergeschlagen. So sind einige Ennstaler Krippenställe entstanden. Die traditionellen Kastenkrippen, wie sie im Gesäuse üblich waren, habe ich noch nicht gebaut. Das Erlebnis des Aufstellens der Krippe vor Weihnachten fehlt mir bei dieser Bauweise. Für mich beginnt Weihnachten, wenn die Figuren in einen Stall hinein gestellt werden.
Letztendlich macht aber nicht der Stall alleine das Schöne aus, sondern auf die Kleinigkeiten kommt es an, diese machen eine Krippe erst sehenswert. Alle Betrachter der Krippen möchte ich aber darauf hinweisen, dass nur durch die Geburt Jesu in unseren Herzen, eine Krippe ihren wahren Sinn und ihre Schönheit erhält!
Günter Neuser
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1So ist es bei Celano im 30. Kapitel seiner „Vita Francisci“ zu lesen
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